Die Selbstständigkeit bringt eine Fülle an Freiheiten und Möglichkeiten mit sich – doch sie kann auch schnell überwältigend werden.
Klar ist Dein Ziel, Dein Unternehmen voranzubringen, aber wie oft kämpfst Du mit Zeitmangel, Selbstzweifeln und dem Gefühl, im Privatleben zu kurz zu kommen? Als Selbstständige:r empfindest Du den Druck, ständig präsent zu sein und alles perfekt zu machen.
In Deinem Fachgebiet fühlst Du Dich sicher, hier macht Dir niemand etwas vor.
Aber für unternehmerische Themen wie strategische Planung und Vision, Betriebswirtschaft, Mitarbeiterführung und Positionierung hast Du keinen Nerv. Dir fehlt einfach die Zeit und ein Stück weit auch das erforderliche Wissen. Zwischen Kundenaufträgen, Buchhaltung, Marketing und den täglichen Herausforderungen des Geschäftslebens kann es daher leicht passieren, dass man den Überblick verliert.
Kennst Du das Gefühl, dass Dir alles über den Kopf wächst? Keine Sorge, damit bist Du nicht allein!
In solchen Momenten ist es wichtig, innezuhalten und einen Schritt zurückzutreten. Es kann sehr hilfreich sein, sich einige grundlegende Fragen zu stellen, um wieder Klarheit und Struktur in den Alltag zu bringen. Und genau dabei möchte ich Dich unterstützen. Hier sind fünf Fragen, die Dir helfen können, die Kontrolle zurückzugewinnen und Dein Geschäft auf Erfolgskurs zu halten.
1. Wie organisiere ich meine Zeit und Prioritäten?
Zeitmanagement ist oft eine der größten Herausforderungen für Selbstständige. Es ist wichtig, regelmäßige Überprüfungen durchzuführen und sicherzustellen, dass Du Deine Zeit effektiv nutzt.
Gutes Zeitmanagement ist, wenn Du gesund und glücklich Dein Unternehmensziel erreichst und langfristig erfolgreich bist.
Die Krux an der Sache ist: Zeit selbst lässt sich nicht managen. Diesen Gefallen tut sie uns nicht. Du kannst lediglich Deinen persönlichen Umgang mit der zur Verfügung stehenden Zeit managen. Das bedeutet, aktiv an die Umsetzung heranzugehen. Dazu gehört, festgesetzte Gewohnheiten zu ändern, Einstellungen zu überdenken und Verantwortung zu übernehmen. Dass Du Verantwortung übernimmst, zeigt sich darin, dass Du als Unternehmer:in handelst und agierst.
Mache Dir hierfür bewusst:
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Nur Du kannst notwendige Veränderungen in die Wege leiten.
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Nur Du kannst rechtzeitig NEIN sagen.
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Nur Du weißt, was Du Dir wirklich wünschst.
Wenn Du Dir bewusst bist, welches Ziel Du hast, kannst Du die entsprechenden Maßnahmen ergreifen, um dort anzukommen. Dann bist Du in der Lage zu erkennen, was wichtig ist — und was unwichtig.
Es gibt eine Vielzahl von Tools wie To-do-Listen, Kalender-Apps oder Zeitmanagement-Techniken wie die Pomodoro-Technik, um Deine Aufgaben zu priorisieren und Deine Zeit besser zu managen. Hier ein paar ganz konkrete Tipps von mir:
Definiere Deine Ziele und Prioritäten
Bevor Du an die Arbeit gehst, prüfe regelmäßig, ob die Tätigkeiten auch Deinen Unternehmenszielen gerecht werden. Das klingt logisch, allerdings bringen uns Ablenkungen oder falsche Eingebungen oft unbewusst auf den falschen Weg und wir vergeuden viel wertvolle Zeit.
Organisiere Deinen Tag
Gerade Dein geplanter Tagesablauf spielt eine bedeutende Rolle, wenn es um ein besseres Zeitmanagement geht: Setze Dich am Vorabend oder morgens hin und gehe Deine Aufgaben durch. Was steht heute am Plan? Welches Telefonat ist fällig? Ablenkungen und sinnloser Zeitvertreib (mal schnell noch ein wenig durchs WWW surfen…) werden dadurch ausgemerzt. Dazu gilt die Faustregel: Was weniger als 10 Minuten in Anspruch nimmt, sollte sofort erledigt werden.
Setze Dir ein Zeitlimit für die geplanten To-dos
Deine E-Mails werden von 8 bis 8 Uhr 30 beantwortet, danach wird Projekt XY erledigt. Der Tages-Zeitplan umgeht, dass Du Deine Tätigkeiten unnötig in die Länge ziehst oder zwischendurch Zeit totschlägst. Lege auch bewusste Pausen (z.B. alle 1,5 Stunden) zwischen den Tätigkeiten ein.
Reserviere Dir in Deinem Kalender feste Zeiten (Tage) für bestimmte Aufgaben
Dein Kalender ist die tragende Säule, um Dein Business zu organisieren. Ich verwende einen Exchange-Server und kann so alle Termine mit meinem Smartphone, Tablet usw. synchronisieren – auch von unterwegs (alternativ kannst Du auch mit dem Google-Kalender arbeiten). Die Erinnerungsfunktion sorgt zudem dafür, dass keiner meiner Termine mehr unter den Tisch fällt.
Verbanne Störfaktoren
Bei Tätigkeiten, die die volle Konzentration fordern, empfiehlt es sich, sein Smartphone auch mal auf „Flugmodus“ zu schalten und für ein paar Stunden unerreichbar zu sein. Falls Du ein Team hast, hänge ein Schild an die Tür oder arbeite im Homeoffice, damit Du wirklich ungestört bist. Nichts hält mehr auf, als ständig unterbrochen zu werden und seine Gedanken wieder neu zu sammeln.
2. Habe ich (die richtigen) Weggefährt:innen oder welche Aufgaben kann ich delegieren oder outsourcen?
Viele Selbstständige versuchen, alles selbst zu erledigen, was schnell zu Überlastung führen kann. Es ist entscheidend, zu erkennen, welche Aufgaben ausgelagert werden können, um sich auf die Kernkompetenzen zu konzentrieren, denn nicht alle Aufgaben erfordern Deine persönliche Aufmerksamkeit. Und ganz ehrlich – führe Dir mal vor Augen, was es Dich kostet (oder wie viel Umsatz Dir entgeht), wenn Du die Werkstatt kehrst, Handtücher zusammenlegst, stundenlang Ablage machst, Dich semiprofessionell mit der Reparatur einer Maschine oder der Installation eines Softwareprogramms beschäftigst, oder, oder, oder….
Das alles sind Tätigkeiten, die natürlich erledigt werden müssen – aber unbedingt von Dir?
Konzentriere Dich darauf, Deine Stärken einzusetzen und akzeptiere, dass es Bereiche gibt, in denen Dein Team oder falls Du keine Mitarbeiter:innen hast, externe Freelancer oder andere Menschen möglicherweise besser geeignet sind, um sie zu erledigen.
Lerne, diese Aufgaben effizient zu delegieren. Schaffe dafür Prozesse, die die Weggefährt:innen, die Du Dir aussuchst, eins zu eins umsetzen können, sodass diese Aufgaben fehlerfrei und in Deinem Sinne erledigt werden.
Währenddessen konzentrierst Du Dich auf das, was Du am besten kannst und wofür Du Dich selbstständig gemacht hast. Wenn Du hierzu mehr wissen möchtest, empfehle ich Dir meinen Blog-Beitrag: 7 Schritte für mehr Freiraum in der Selbstständigkeit.
3. Wie bekomme oder behalte ich den finanziellen Durchblick?
Wenn Du schon den einen oder anderen Blog-Beitrag von mir gelesen hast, dann weißt Du: zu diesem Thema habe ich schon einige Beiträge veröffentlicht, weil es mir ganz besonders am Herzen liegt.
Auch wenn es Dir noch so lästig ist, es reicht einfach nicht, sich die Buchhaltung vom Steuerberater erstellen zu lassen und anschließend die Auswertungen, die Du monatlich oder quartalsweise erhältst, abzuheften. Damit gewinnst Du keinen Überblick. Die Zahlen, die eine Steuerkanzlei Dir liefert, stellen die Vergangenheit dar. Im schlimmsten Fall gibt Deine Steuerberaterin für Dich einmal pro Quartal die Umsatzsteuer-Voranmeldung ab, und zwar mit Dauerfristverlängerung. D.h. Du bekommst im August die Ergebnisse des 2. Quartals. Damit bist Du aber schon mitten drin, im 3. Quartal!
Wenn das bei Dir genauso läuft, bedeutet das, Du führst Dein Unternehmen aus betriebswirtschaftlicher Sicht rein nach Deinem Bauchgefühl. Ok, kann man machen. Ich kann Dir aber hier und heute versichern, dass Du mit dieser Vorgehensweise oftmals Roulette spielst, was unter Umständen zu teuren Fehlentscheidungen führen kann. Kannst und willst Du Dir das leisten?
Wenn Du auf Dauer erfolgreich sein möchtest, wirst Du nicht daran vorbeikommen, Dich mit Deinen Zahlen zu beschäftigen und somit die gesamte Geschäftsentwicklung nicht aus dem Blick zu verlieren. In meinem Blog-Beitrag: „So verwandelst Du Deine Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) in 7 Schritten zum kostengünstigen Controlling-Instrument“ zeige ich Dir auf, wie Du Dir selbst den finanziellen Durchblick verschaffen kannst.
Als Alternative dazu übernehme ich für viele meiner Kund:innen die Aufgabe als externe Controllerin. Wir haben vorab gemeinsam eine betriebswirtschaftliche Jahresplanung erstellt und ich gleiche die IST-Zahlen monatlich oder je Quartal mit den Planzahlen ab, analysiere die einzelnen Positionen, hinterfrage große Abweichungen und ermittele die Liquidität. Wir besprechen bei Bedarf erforderliche Maßnahmen oder schauen, ob neue Investitionen lohnend sind. Falls das für Dich eine spannende Option ist, schau doch mal bei meinen Sparring-Angeboten vorbei.
4. Wie kann ich meine Prozesse und Arbeitsabläufe verschlanken?
Ineffiziente Prozesse kosten Zeit und Geld. Die Identifikation und Verbesserung von Arbeitsabläufen kann zu einer erheblichen Entlastung führen.
Daher sind regelmäßige Überprüfungen und Analysen essenziell, um die Leistung Deines Unternehmens auf einem hohen Niveau zu halten und kontinuierlich zu verbessern. Das heißt aber nicht, dass diese Aufgaben in Stress ausarten sollen und Du zusätzlich noch Nachtschichten einlegen musst. Nein, es geht tatsächlich darum, Wege in der täglichen oder wöchentlichen Routine zu finden und durch kleine Stellschrauben dafür zu sorgen, dass Deine Abläufe und Prozesse angepasst und optimiert werden.
Einer meiner Kunden hat sich kürzlich in einem Workshop mit mir dazu Gedanken gemacht und schließlich entschieden, zukünftig die Werkstatt Freitags ab 15.00 Uhr zu schließen. Die verbleibende Arbeitszeit bis 17.00 Uhr wird jetzt dafür genutzt, gemeinsam aufzuräumen, zu putzen, Arbeitsplätze zu optimieren, fehlendes Werkzeug zu ersetzen, Bühnen zu warten, (Daten-)Müll zu entsorgen und und und…
Kontinuierliche Optimierung und Aufräumarbeiten sind keine einmaligen Aufgaben, sondern sollten ein integraler Bestandteil Deiner Unternehmenskultur sein. Indem Du regelmäßig Prozesse überprüfst, Schwachstellen identifizierst und die Voraussetzungen für kontinuierliche Verbesserungen schaffst, legst Du das Fundament für nachhaltigen Erfolg. In meinem Blog-Beitrag: Strategisch zum Erfolg: Ein tieferer Blick auf die Bausteine einer erfolgreichen Selbstständigkeit – Teil 5 Optimieren und aufräumen findest Du eine Reihe von Tipps und Ideen, wie Du Deine Prozesse und Arbeitsabläufe verschlanken kannst.
5. Wie klar ist meine Positionierung am Markt?
Warum sollte das Thema Positionierung bei Dir im Fokus stehen? Damit Du selbstbewusst sagen kannst: „Darum sind meine Kund:innen bei mir genau richtig!“
Positionierung lässt sich im Prinzip ganz einfach zusammenfassen: Setze auf Deine Stärken, statt für alles und jeden da sein zu wollen.
Wer die Frage „Warum sollte der Kunde ausgerechnet bei mir kaufen?“ mühelos beantworten kann, hat angesichts vielfältiger Beliebigkeit eine bessere Wettbewerbsposition. Positionierung ist der Weg, sich einen Platz im Kopf des Kunden zu sichern und damit Preiskampf und Austauschbarkeit erfolgreich zu umgehen.
Mit einer passgenauen Positionierung bringst Du Dich nicht nur gegenüber den Mitbewerbern in Stellung, sondern auch in den Köpfen Deiner Kunden:innen: Wenn Du z. B. als die Expertin wahrgenommen wirst, die alte Häuser schätzt und weiß, wie schwer es den älteren Menschen fällt, ihr Zuhause aufzugeben, werden sie Dich als Immobilienmaklerin auswählen, weil Du ihren Schmerz nachempfinden kannst. Positionierung heißt, für Kund:innen erkennbar anders zu sein als andere Anbieter.
Anstatt also wahllos Aufträge anzunehmen, weil Du möglichst hohe Umsätze machen willst, gilt es, Deine Fähigkeiten zur Geltung zu bringen und diese zu nutzen. Für eine eindeutige Positionierung braucht es Mut zum Nein sagen: Wer sich auf ein Marktsegment konzentriert, sagt automatisch Nein zum Restmarkt. Viele Selbstständige fürchten, in einem engen Marktsegment nicht genug Kunden zu finden. Auf dem Gesamtmarkt sind natürlich viel mehr potenzielle Kunden, aber eben auch zahlreiche Mitbewerber:innen.
Deine Zielgruppe sollte demnach möglichst klein und spezifisch sein, muss aber ausreichend groß ausfallen, um genügend Umsatz zu erzielen. In meinem Blog-Beitrag „7 Gründe, warum ich Solo-Selbstständigen die StoryBrand-Methode empfehle“, zeige ich Dir eine Methode auf, wie Du eine „Geschichte erzählst“ in der Deine Kund:innen, die zu Held:innen werden, weil sie in Dir eine Mentorin gefunden haben, die mit ihnen die genaue Ursache ihres Problems identifiziert und einen Plan in der Tasche hat, um eine passgenaue Lösung zu finden.
Lass Dich unterstützen - nutze eine BAFA-geförderte Beratung
Wenn Du das Gefühl hast, dass Dir Deine Selbstständigkeit über den Kopf wächst, könnte es der richtige Zeitpunkt sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Damit Du Dir als Selbstständige/r oder Inhaber/in eines kleinen Unternehmens aus Dienstleistungen, Handel oder Handwerk eine externe Beraterin zur Seite holen kannst, bietet sich eine BAFA-geförderte Unternehmensberatung an. Denn das Programm der BAFA „Förderung unternehmerischen Know-hows“ läuft noch bis Ende 2026.
Als externe Unternehmensberaterin kann ich Dir hierzu vielfältig Hilfestellung geben, egal ob Du neue Geschäftsfelder suchst, an Deiner Positionierung arbeiten willst oder Deine Liquidität verbessern willst.
Liebe Heike,
wow, danke für den wirklich umfassenden Beitrag von dir! Diese Fragen sollte sich wirklich jede/jeder stellen, der in seiner Selbstständigkeit erfolgreich sein will. Und wer möchte das nicht?
Eben!
Sehr wichtig und sicher hilfreich für einige, deine BAFA-Zertifizierung. Wenn sich Unterstützung-holen sogar gefördert wird, nimmt der damit verbundene rein finanzielle Rahmen direkt etwas weniger Raum ein 🙂
Gruß Gabi