Ein Beitrag im Rahmen der Blogparaden Vielfalt im August steht noch aus:
Danielle Berg’s Einladung, etwas zum Thema „Für diese(n) Fehler bin ich dankbar“ zu schreiben.
Fehler sind unvermeidliche Begleiter auf dem Weg zum Erfolg – das ist eine Weisheit, die uns allen bekannt ist. Doch wie wir mit diesen Fehlern umgehen, macht den entscheidenden Unterschied. In meinem früheren Berufsleben als Führungskraft habe ich viele Fehler gemacht. Manche waren klein, andere hatten weitreichende Konsequenzen. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Sie waren Lernchancen, die mich als Mensch und in meiner heutigen Rolle als Beraterin und Coach weitergebracht haben. In diesem Beitrag möchte ich offen über einige dieser Fehler sprechen, reflektieren, warum sie passiert sind, und vor allem aufzeigen, was ich daraus gelernt habe. Denn der Umgang mit Fehlern ist nicht nur ein Zeichen von Stärke, sondern auch ein Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg.
Warum Fehler passieren: ein Blick hinter die Kulissen
Um zu erklären, wie es zu den Fehlern kam, die ich bis heute bedauere, muss ich ein wenig ausholen.
Wenn ich an meine Ausbildung und die eine oder andere Anstellung nach der Ausbildung zurückdenke, gab es schon einige prägende Momente in meinem Leben. Ich habe Hotelkauffrau gelernt und wer in den 1980er Jahren eine Ausbildung in der Hotellerie oder Gastronomie absolviert hat, wird sicherlich bestätigen: Da ging es nicht zimperlich zu. Es war keine Seltenheit, dass in der Küche Pfannen flogen und mein Chef hochgegangen ist wie ein HB-Männchen, wenn ihm etwas nicht passte.
Selbst einige Jahre später, als ich schon aus der Gastronomie ausgestiegen bin, hatte ich nochmals einen Chef, den ich heute als cholerisch und tyrannisch bezeichnen würde. Ich habe also Vorgesetzte erlebt, die eigentlich Vorbild sein sollten, mir Werte und einen respektvollen Umgang mit Gästen, Kolleg:innen oder Kund:innen vermitteln sollten, und das genaue Gegenteil davon lebten.
Ich stamme aus einem sozialdemokratischen Elternhaus, in dem Gerechtigkeit, Freiheit und Solidarität eine große Rolle spielten. Damit war klar, dass ich mit der Art meiner Chefs einen echten Wertekonflikt hatte, was dazu führte, dass ich mir schwor: So eine Chefin willst Du niemals sein!
Letztlich führte aber genau dieser Schwur dazu, dass ich dennoch eine ganze Reihe von Fehlern beging, als ich Führungskraft wurde. Mir war es enorm wichtig, sehr freundschaftlich und kollegial zu führen, allerdings fehlte mir dazu das erforderliche Methodenwissen. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf.
Ich führte mein Team nach bestem Wissen und Gewissen, verstand aber nicht, warum es mir häufig nicht gelang, Themen voranzubringen, zu motivieren und für eine offene und wertschätzende Fehlerkultur in alle Richtungen zu sorgen.
Wenn es darauf ankam, konnte ich durchsetzungsstark sein und dann war ich vielleicht auch mal nicht so nett und machte klare Ansagen (die bewusst oder unbewusst missverstanden wurden). Hinzu kam, dass ich eine hohe Erwartungshaltung hatte und davon ausging, dass mein Team genauso gerne und engagiert an seine Arbeit ging, wie ich es tat.
Letztlich fand ich irgendwann durch Zufall einen Brief, den mein Team an unseren ehrenamtlichen Präsidenten geschrieben hat, und sich dort massiv über mich beschwert hat. Das hat mich sehr verletzt, da weder er noch mein Team zuvor den offenen Austausch mit mir gesucht haben. Ich habe dann ein Teammeeting einberufen und das Thema auf den Tisch gebracht. Leider gelang es mir, aufgrund mangelnder Offenheit einiger Teammitglieder, nicht, alle Probleme auszuräumen.
Die Bedeutung von Verantwortung: Zu meinen Fehlern stehen
Entscheidungen zu treffen, war für mich noch nie ein Thema. Ich suche mir die wichtigsten Informationen zusammen und dann treffe ich eine Entscheidung. Dies war während meiner Tätigkeit als Geschäftsführerin eines Berufsverbands mein tägliches Brot. Und natürlich habe ich auch Entscheidungen getroffen, die sich letztlich als falsch herausgestellt haben. Dies wurde mir von einigen ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern häufig übel genommen.
Im Gegensatz zu vielen meiner damaligen Kolleg:innen war es für mich selbstverständlich, Verantwortung zu übernehmen und zu meinen Fehlern zu stehen. Zu dem Zeitpunkt, an dem ich eine Entscheidung getroffen habe (oder treffe), habe ich mich nach Abwägung der Informationen für den aus meiner Sicht besten Weg entschieden. Wenn sich dann zwischenzeitlich die Rahmenbedingungen geändert haben oder es andere/neue Parameter gibt, dann ist das so. Mir war es schon immer lieber, eine schlechte Entscheidung zu treffen, als gar keine. Stillstand bringt mich nicht weiter.
Während meiner Zeit im Berufsverband habe ich mich mehrfach vor die Mitgliederversammlung oder die Versammlung der Landesvertreter:innen gestellt, um offen und ehrlich einen Fehler zuzugeben. Auf der anderen Seite saßen auch nur Menschen und keine Maschinen, da wird es niemanden gegeben haben, der noch nie im Leben einen Fehler verursacht hat!
Entscheidungen zu treffen bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen und bereit zu sein, die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, zu tragen.
Und… Fehler zuzugeben, ist für mich ein Zeichen von Stärke. Es zeigt meine Bereitschaft, mich weiterzuentwickeln und mich neuen Herausforderungen zu stellen.
Fehler als Lernchance: Was ich aus meinen Fehlern gelernt habe
Ich habe aus meinen Fehlern gelernt – auch wenn es eine ganze Zeit gedauert hat.
Und tatsächlich hat es bei mir eine andere Perspektive gebraucht, insbesondere im Hinblick auf meine Erfahrungen als Führungskraft. Einerseits den Abstand zu dieser Tätigkeit und zu dieser Rolle und andererseits eine Vielzahl von Methoden, die ich im Laufe meiner Coaching-Ausbildung, dem Besuch weiterer Seminare und durch das gezielte Lesen von Fachbüchern gelernt habe.
Heute betrachte ich Fehler als wertvolle Chancen für Wachstum und Entwicklung. Sie bieten mir Einsichten und Lernmöglichkeiten, die meine Kompetenzen und Fähigkeiten erweitern können. Wichtig ist mir dabei die Selbstreflexion. Für mich ist sie der Prozess, mit dem ich mein Handeln und dessen Auswirkungen kritisch betrachte. Dies ist essenziell, um meine Fehler zu erkennen und zuzugeben. Ohne Selbstreflexion würde ich viele Lernchancen nicht nutzen und mein persönliches Wachstum hemmen.
Im Hinblick auf das Thema Führung habe ich im Laufe der Jahre gelernt (und versuche dies auch meinen Kund:innen so zu vermitteln), dass es im Hinblick auf die Führung von Mitarbeitenden nicht mehr um einen persönlichen Führungsstil geht oder darum, an welchen, in der Fachliteratur beschriebenen, Führungsstil man sich anlehnt. Es geht auch nicht um allgemeingültige Führungsmethoden, sondern es geht einzig und alleine um die Antwort auf die Frage: Wie werde ich allen Menschen in meinem Team oder in meinem Unternehmen gerecht?
Wenn Du mehr dazu lesen möchtest, empfehle ich Dir meinen Blog-Beitrag: Warum ein kollegialer Führungsstil nicht (immer) zum Ziel führt und welcher Führungsstil Selbstständige zukünftig voranbringt.
Der Weg nach vorne: Wie mich mein Umgang mit Fehlern heute prägt
Als Coach ist es für mich selbstverständlich, meine soziale Kompetenz durch einen Jahreserfolgscheck mittels der DNLA-Potenzialanalyse messen zu lassen. Zwei wichtige Faktoren dieser Analyse sind die Kritikfähigkeit und die Misserfolgstoleranz.
Hier lässt sich für mich und meinen Coach sehr schnell ablesen, wie ich mit Kritik (Fehlern) umgehe und wie gut ich im Hinblick auf meine Misserfolgstoleranz aufgestellt bin. Meine Ergebnisse liegen hier schon seit vielen Jahren im sehr positiven Bereich und zeigen auf, dass ich Kritik nicht persönlich nehme, sondern klar trennen kann, dass es um die Sache geht.
Natürlich freue ich mich nicht gerade, wenn etwas nicht läuft wie geplant und wenn ich ein angestrebtes Ziel nicht erreiche. Mir gelingt es aber trotzdem, (vielleicht, nachdem ich mich kurz geärgert habe oder einen Moment lang nicht besonders gut drauf war) ruhig und gelassen zu bleiben und wieder nach vorne zu schauen und zu überlegen, wie ich die angestrebten Ziele trotz des erlebten Rückschlags doch noch erreicht werden können. Ich sehe einen Rückschlag als Chance, zu lernen, die eigenen Sicht- und Vorgehensweisen zu hinterfragen und Schritt für Schritt besser zu werden.
Fazit: Die Kunst, mit Fehlern zu wachsen
Um innerhalb eines Unternehmens und bei sich selbst eine Haltung herbeizuführen, die dazu beiträgt, Fehler auch als Chance zur Weiterentwicklung zu sehen, braucht es aus meiner Sicht ein anderes Verständnis von:
- Was ist ein Fehler?
- Wer ist schuld?
- Welche Konsequenzen ziehe ich daraus?
Wer schon einige meiner Blogbeiträge gelesen hat, weiß, dass ich ein großer Fan von Michael Althoff und der Sichtweise bzw. dem Umgang mit Fehlern in seinem Unternehmen bin, die er in seinem Buch „The Lean Deal“ beschrieben hat:
Beschuldige nie den Menschen, sondern immer nur den Prozess!
Diese konsequente Haltung hilft mir enorm dabei, sehr viel entspannter mit meinen Fehlern umzugehen, denn die „Schuld“ liegt nicht in mir als Person, sondern ich kann einfach ganz entspannt darüber nachdenken, was ich konkret an dem Prozess (oder meiner Vorgehensweise) ändern muss, damit zukünftig Fehler vermieden werden können.
Wenn wir es alle schaffen würden, eine solche Haltung zu verinnerlichen, wäre das Miteinander deutlich entspannter und wir könnten uns auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren, statt uns gegenseitig Schuld zuzuweisen. 🙂
Dann gäbe es eine echte Kultur des Lernens aus unseren Fehlern.