Eins ist jetzt schon klar: Das wird ein sehr persönlicher Blog-Beitrag, denn es geht ja „nur“ um meine Strategie, mit der ich Wut überwinde.
Das Thema dieses Beitrags ist quasi zu mir gekommen, denn Anita Griebl hat mich Anfang der Woche angeschrieben und gefragt, ob ich mich an ihrer Blog-Parade: „Aufgebraust: Welche Strategie verwendest du, um deine Wut abzubauen?“ beteiligen möchte.
Da ich selbst keine Lust hatte, mich mit einer eigenen Blog-Parade dem Wochenvorschlag der Content Society anzuschließen, habe ich die Einladung von Anita gerne angenommen, auch wenn es für mich ein eher ungewohntes Thema ist.
Was bedeutet Wut überhaupt?
Wie definiert man Wut? Das ist eine Frage, die mich bei den Überlegungen zu diesem Blog-Beitrag echt beschäftigt hat.
Fragen wir mal das WWW:
Wikipedia sagt dazu folgendes:
Die Wut (auch lateinisch Furor ‚Raserei, Leidenschaft, Wahnsinn‘ oder französisch Rage [ ] ‚Raserei, Zorn, Toben‘) ist eine sehr heftige Emotion und häufig eine impulsive und aggressive Reaktion (Affekt), die durch eine als unangenehm empfundene Situation oder Bemerkung, z. B. eine Kränkung, ausgelöst worden ist. Die resultierende Affekthandlung wird als Raserei oder Wüten bezeichnet. Wut ist heftiger als der Ärger und schwerer zu beherrschen als der Zorn. Wer häufig in Wut gerät, gilt als Wüterich. Implizit ist damit ausgesagt: Wer leicht in Wut gerät, ist weniger gut imstande, sich selbst zu kontrollieren.
Und hier noch etwas zu dem Symptomen, anhand derer Wut erkennbar ist:
Symptome, die innere Wut beschreiben könnten, sind:
- innere Anspannung
- Körper kann sich erhitzt/ warm anfühlen (wie Hitzewallungen)
- Gesicht kann rot werden
- Haut kann feucht/ schwitzig werden
Werde ich wirklich wütend?
Wenn ich meine Emotionen mit der vorgenannten Definition von Wut und den damit einhergehenden Symptomen abgleiche, dann würde ich für mich eindeutig sagen: „Ich werde nicht wütend!“
Klar, ich ärgere mich, bin auch mal „angefressen“ oder frustriert, aber echte Wut mit körperlichen Symptomen verspüre ich nicht. Und…ja, das ist mein Selbstbild. Damit jetzt niemand denkt: „Würde ich von mir auch behaupten, wenn ich die Wahl hätte“, gleichen wir mein Bild doch mal mit dem ab, das mein Mann von mir hat. Er kennt mich seit 42 Jahren und wir leben seit 38 Jahren zusammen. Somit ist davon auszugehen, dass er mich gut kennt und mich auch sehr gut einschätzen kann.
Also habe ich ihn heute beim Frühstück gefragt: „Hast Du mich schon mal richtig wütend erlebt?“ Ein wenig erstaunt über diese Frage bestätigte er meine eigene Einschätzung. „Du bist manchmal sauer, verärgert, genervt oder aufgebracht, aber so richtig wütend kenne ich Dich nicht.“
Aha, schön zu wissen, dass ich mit meinem Selbstbild doch nicht so verkehrt liege. 😉
Was oder wer bringt mich "auf die Palme"?
Natürlich ärgere ich mich hin und wieder, insbesondere in folgenden Situationen:
- Ich kann es überhaupt nicht leiden, wenn mir jemand das Gefühl vermittelt, ich sei dumm oder blöd. Ich weiß (fast) immer, was ich tue, auch wenn ich dafür mal meine eigenen Wege wähle und nicht den Weg gehe, den jemand anders als den einzig wahren Weg (in seiner Welt) ansieht. Glaubt mir, ich komme zu meinem Ziel, und wenn ich dafür einen Umweg nehmen muss, dann habe ich meine Ortskenntnisse erhöht.
- Mir sind meine Werte sehr wichtig und ich bin mir meiner Werte auch bewusst. Kommt es also zu einem Werteverstoß, dann kann ich schon sehr ungemütlich werden. Mein wichtigster Wert ist Selbstbestimmtheit; wer hier versucht, über meinen Kopf für mich zu entscheiden, tut sich keinen Gefallen.
- Und ja, ich gebe es zu, ich ärgere mich oft über andere Verkehrsteilnehmer:innen. Ich bin ziemlich häufig auf der Autobahn unterwegs und ganz ehrlich, ich fahre tausendmal lieber mitten in der Woche im dicksten Verkehr durchs Ruhrgebiet, als sonntags über die A3 Richtung Frankfurt mit den Menschen, die denken, die rechte Spur dürfte nur von LKW (die sonntags nicht fahren!!!) benutzt werden.
- Was mich ebenfalls aufregt, ist, wenn ich eine Frage stelle und keine Antwort bekomme. Das betrifft auch häufig sehr polemische Rhetorik, die insbesondere gewisse Politiker:innen nutzen. Da werden mal eben Generalisierungen in den Raum gestellt, Situationen angeprangert, aber keine Lösungen geliefert. Ich verstehe einfach nicht, warum manche Menschen alles glauben, nur weil es im Internet geteilt wird und ihr eigenes Hirn dabei völlig ausschalten.
Meine Strategie, mit meinem Ärger umzugehen
Natürlich habe ich auch einige Strategien, um den Herausforderungen, die bei mir Ärger verursachen entgegenzutreten:
- Wenn mein gesundes Selbstbewusstsein mir signalisiert, dass ich zu meinem Ziel komme, dann erkläre ich meinem Gegenüber sehr deutlich, dass ich weiß, was ich tue. Meine Sprache ist dann sehr klar und eindeutig und mein Tonfall klingt schon eher nach Ansage. Meine Freundin Andrea bescheinigt mir dazu noch einen „Geierblick“. 🙂
- Verletzt jemand meine Werte, dann kann ich äußerst konsequent sein. Will heißen, ich beende unter Umständen auch die Beziehung, denn sich seiner Werte bewusst zu sein, heißt für mich auch, eine Entscheidung zu treffen im Sinne von: Was werde ich nicht mehr tun bzw. von wem werde ich mich trennen? Und zu welchen Dingen werde ich dann „Nein“ sagen. Mir ist klar, dass es ggf. Menschen gibt, von denen ich mich nicht so einfach trennen kann. Was ich tue, ist ganz klar auf Abstand zu gehen und den Kontakt auf ein Minimum zu beschränken.
- Eine gute Strategie, um generell Ärger zu verarbeiten, ist für mich, körperliche Arbeit im Garten oder alleine eine größere Wanderung zu absolvieren. Manchmal reicht es auch aus, eine Stunde mit meinen Nordic Stöcken durch den Wald zu gehen und mich bergauf auszupowern.
Eine wirksame Strategie: AHA statt Mist
Tja, und wenn mir beim Autofahren mal wieder der Gaul durchgeht, dann denke ich an meinen Inner Game-Lehrer Christian Maier, der mir vermittelt hat, dass es viel besser ist, anstelle des gewohnten „Mist“ (oder ein anderer unschöner Begriff, der mir gerade einfällt) das Wörtchen „AHA“ zu verwenden. Äußerlich ändert sich gar nichts, das sichtbare Ergebnis ist gleich (da glaubt jemand, er muss mit 100 km/h auf der mittleren Spur bleiben, obwohl rechts alles frei ist). Innerlich verspüre ich jedoch einen großen Unterschied, ob ich Mist oder AHA sage.
In seinem Buch „Spielraum für Wesentliches“ schreibt Christian dazu:
Ersteres (also Mist) ist negativ, verurteilend, bewertend, zweiteres Wort (AHA) stellt einfach nur fest, was war.
AHA – magisches Wort, von vorne und hinten!(Inner Game Weisheit)
Ganz ehrlich, ich freue mich gerade sehr, dass mir beim Schreiben dieses Beitrags das Wörtchen AHA und die Aussagen von Christian dazu wieder in den Sinn gekommen sind. Denn letztlich könnte es für mich und alle anderen Menschen da draußen durchaus lohnend sein, öfters einfach mal nur AHA zu sagen. Diese Aussage passt auf so viele Situationen und würde nicht nur mir deutlich mehr Gelassenheit mit auf den Weg geben.
Daher vielen lieben Dank, Anita für den Impuls zu diesem Blog-Beitrag.
Herzlichen Dank, liebe Heike, für deinen interessanten Beitrag und deine Sicht über die Wut.
Es ist gut nachvollziehbar, wie es dir dabei geht.
Viele Menschen meinen, keine Wut unterdrückt zu haben, weil sie nichts spüren. Manchmal erscheint sie jedoch als Problem oder Erkrankung. Dann müssen sie sich näher damit beschäftigen.
Deine Strategie ist sehr wertvoll, von Mist zu AHA. Das verwende ich ähnlich, indem ich die Situation hinterfrage und sage, aha, so ist das also; danke für den Hinweis.
Der Hinweis für mich verändert meine Denkgewohnheit oder meine Einstellung dazu.
Danke dir, liebe Heike, für die Teilnahme an meiner 1. Blogparade, ich freue mich.
Energiereiche Grüße von Anita
Liebe Anita,
ich habe mich sehr gerne an Deiner Blogparade beteiligt und fand das Thema auch sehr spannend. Alleine wäre ich sicherlich nicht auf den Gedanken gekommen, mich intensiver mit diesem Thema zu befassen und darüber einen Blog-Beitrag zu schreiben.
Beste Grüße
Heike