Der Februar war ein Monat voller Herausforderungen – für Selbstständige, Unternehmer:innen und die Gesellschaft insgesamt. Während uns wirtschaftliche Themen wie Bürokratie, Digitalisierung oder Preiskalkulation beschäftigen, treten sie in den Hintergrund, wenn wir auf die geopolitischen Entwicklungen blicken. Doch genau in solchen Zeiten wird klar, wie wichtig es ist, eine klare Haltung einzunehmen – sei es in der Politik, im eigenen Business oder im Umgang mit Kund:innen und Mitarbeitenden.
In meinem Monatsrückblick geht es darum, warum Positionierung und unternehmerisches Denken entscheidend sind, wie Selbstständige faire Preise kalkulieren und welche Rolle Klarheit bei Veränderungen spielt.
Haltung zeigen in unsicheren Zeiten
In den letzten Wochen ist mir eines besonders bewusst geworden: Viele der Herausforderungen, mit denen wir als Selbstständige täglich kämpfen – Bürokratie, Wirtschaftsflaute, Digitalisierung – sind wichtig, aber sie verblassen angesichts der geopolitischen Bedrohungen, die immer greifbarer werden.
Nicole Basel hat es in ihrem Newsletter am 24.02. auf den Punkt gebracht: Unser Frieden und unsere Sicherheit in Europa sind massiv bedroht. Das ist das drängendste Problem unserer Zeit, und es braucht eine Politik, die mit Entschlossenheit, Weitblick und einer klaren Haltung agiert.
Ihr Statement spricht mir aus vollem Herzen:
Hallo,
- es ist nicht die stagnierende Wirtschaft.
- Nicht die verschlafene Digitalisierung.
- Nicht die leeren Rentenkassen.
- Nicht der Wohnungsmangel.
- Nicht das Heizungsgesetz.
- Nicht der Pflegenotstand.
- Nicht die Bildungsmisere.
- Nicht die Energiewende.
- Nicht die Altersarmut.
- Nicht die Kriminalität.
- Nicht die Bürokratie.
- Nicht die Migration.
- Und vielleicht noch nicht einmal der Klimawandel. (Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal schreiben würde.)
Unser existenziellstes und vor allem drängendstes Problem ist, dass Trump und Putin gerade die Welt unter sich aufteilen, dass unser Frieden und unsere Sicherheit in Europa massiv bedroht sind.
Dagegen verblassen alle innerdeutschen und europäischen Probleme und Konflikte – so sehr sie uns auch persönlich betreffen, sorgen, bremsen, frustrieren.
Daher ist meine Erwartung vor allem an Friedrich Merz, aber auch an seine möglichen Koalitionspartner, dass sie eine Regierung bilden,
- … die Zusammenhalt in Europa schafft.
- … die für Einigung statt für Spaltung sorgt.
- … die eine attraktive Vision für unsere Zukunft hat.
- … die massiv, aber smart in unsere Sicherheit investiert.
- … die unsere demokratischen Werte mit Kraft verteidigt.
- … die unsere Wirtschaft stärkt, denn die werden wir brauchen.
- … die sich der Wahrheit und der Wissenschaft verpflichtet fühlt.
- … die auch schmerzhafte Kompromisse eingehen kann. Die werden nötig sein.
- … die die harten Einschnitte, die auf uns zukommen, den Menschen erklären kann.
Ich erwarte Entschlossenheit. Ich erwarte politisches Handwerk. Am meisten aber erwarte ich Haltung.
Vielen Dank Nicole Basel für diese klaren Worte. Ich hoffe, sie kommen auch bei den Politiker:innen an, die jetzt in die Koalitionsverhandlungen starten!
Denn: #niewiederistjetzt!
Selbstständig = selbst und ständig?
Mir war es schon lange ein großes Anliegen, mich intensiver mit der weit verbreiteten Denkweise auseinanderzusetzen, dass Selbstständigkeit und Unternehmertum zwei völlig unterschiedliche Dinge seien. Viel zu oft erlebe ich, dass Selbstständige sich selbst „nur“ als Selbstständige sehen – dabei steckt in ihnen genauso viel unternehmerisches Potenzial wie in jedem größeren Unternehmen.
Es kommt nicht darauf an, ob Du allein arbeitest oder ein Team leitest, sondern wie Du Dein Business gestaltest. Wer nur von Auftrag zu Auftrag denkt, bleibt oft im Hamsterrad des Zeit-gegen-Geld-Modells gefangen. Doch wer strategisch plant, Prozesse optimiert und bewusst an der Zukunft seines Unternehmens arbeitet, handelt unternehmerisch – unabhängig von der Größe des Geschäfts.
Entscheidend ist das Mindset: Statt „Ich muss alles selbst machen“ sollte die Frage lauten: „Wie kann ich mein Business so aufstellen, dass es auch ohne meine ständige operative Arbeit wächst?“
Wie das in der Praxis aussehen kann, bzw. welche Haltung ein befreundeter selbstständiger Unternehmer 😉 zeigt das nachfolgende Statement von Marcus Simons, von der Werbeproduktur Simons in Wiehl:
Die Unterscheidung Unternehmer/Selbstständiger hat für mich zwei Seiten, die Innen- und die Außensicht. Ein enger Bekannter von mir, politisch links und immer bereit, in die Opferrolle zu schlüpfen, lässt sich nach ein paar Bieren gerne über „die Arbeitgeber“ aus. Wenn ich dann einwende, dass ich ja auch zu dieser schrecklichen Gruppe gehöre, bekomme ich ein: „Nein, du doch nicht“. Klingt nett, aber nicht ausgesprochen, bleibt dabei, dass er mich/mein Unternehmen für zu klein hält, um einer dieser großen, bösen, machtgeilen, gierigen Arbeitgeber zu sein. Es bedeutet leider auch, dass er mich als Unternehmer nicht ernst nimmt, sondern eher in die Schublade „Selbstständig“ steckt. Damit verbunden sieht er mich auch als Opfer, mit ihm verbunden. Also: ist das „selbstständig“ hier wahrlich kein Kompliment.
Die Innensicht: Du hast es vollkommen richtig als Haltung bezeichnet. Für mich ist es die Übernahme von Verantwortung und Aufgaben, die strategische Herangehensweise, das „Nichtwegducken“, das notwendige Gleichgewicht zwischen Geduld und Ungeduld, die dauerhafte Neugierde und der unbedingte Glaube daran, Dinge zum Besseren verändern zu können. Dann kommt noch die Fähigkeit dazu, für sich und sein Unternehmen die Metaebene einzunehmen und nichts als gegeben hinzunehmen. Eine der Essenzen aus der Coach-Ausbildung war: „Abbruch ist immer eine Option.“ Das gepaart mit meinem Lieblingsspruch: „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann!“ bringt es für mich auf den Punkt.
Aus der Praxis: Warum Buchhaltung ohne Wissen schiefgeht
Vor gut einem Jahr hat mir Benita Königbauer die Möglichkeit gegeben, mein Konzept für eine Zusammenarbeit mit Steuerberater:innen in ihrem Netzwerk zu diskutieren.
Im Rahmen dieses Austauschs wurde von den Steuerberater:innen unter anderem ein großes Problem benannt: Manche Mandanten möchten aus Kostengründen ihre Buchhaltung selbst erledigen. Doch die Qualität der übermittelten Daten und Belege lässt oft zu wünschen übrig – teilweise so sehr, dass die Nachbearbeitung enorm viel Zeit in Anspruch nimmt. Dadurch entstehen am Ende möglicherweise sogar höhere Kosten als zuvor.
Nachdem ich vor einigen Wochen einen neuen Beratungsauftrag übernommen habe, habe ich schnell verstanden, was die Steuerberater:innen damals meinten. Online-Plattformen wie sevdesk & Co. vermitteln Selbstständigen den Eindruck, Buchhaltung sei ein Kinderspiel, das kein Grundlagenwissen erfordert. Alles easy, unkompliziert und nebenbei erledigt.
Tja, ganz so einfach ist es nicht. Wer keine buchhalterischen Grundkenntnisse hat und glaubt, sich die Kosten für eine qualifizierte Beratung sparen zu können, riskiert teure Fehler. Ein paar Beispiele, die mich bereits viel Zeit und Nerven gekostet haben:
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Mein Kunde und ich beschäftigen uns seit mehreren Tagen mit der Korrektur seines Kassenbuchs der letzten vier Jahre. Die Bankeinzahlungen aus der Kasse auf das Bankkonto wurden nicht korrekt verknüpft. Ein regelmäßiger Abgleich der Bankkontoauszüge mit der Buchhaltung sollte eigentlich selbstverständlich sein.
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Als Selbstständiger sollte man wissen, dass Maschinen eine Nutzungsdauer haben und nicht im Jahr der Anschaffung vollständig als Kosten verbucht werden dürfen. Stattdessen werden sie über die Abschreibung anteilig auf die Nutzungsdauer verteilt.
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Auch die Buchung nach der Nettolohn-Methode in einem Online-Portal sollte korrekt verknüpft werden – ein wichtiger Punkt, der oft übersehen wird.
Ich könnte noch viele weitere Beispiele nennen, die mich die Haare raufen lassen. Eigentlich ist mein Ziel, mit meinen Kunden ein zukunftsorientiertes Controlling-System auf Basis der Betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA) zu entwickeln. Doch dafür muss erst einmal die Basis stimmen.
Immerhin konnte ich meinen Kunden inzwischen davon überzeugen, seine Buchhaltung ab 2025 von einer Steuerberaterin erledigen zu lassen – damit sie rechtskonform ist und er sich auf sein Geschäft konzentrieren kann.
Aufgrund der seinerzeitigen Diskussion mit der Community von Benita, habe ich ein Konzept entwickelt, das darauf basiert, dass Steuer-Kanzleien Vorgaben machen und Rahmenbedingungen festlegen, unter welchen Voraussetzungen sie solche Mandate weiter betreuen (könnte auch für neue Mandanten gelten). Hierzu würde gehören, dass ein klarer Workflow von der Kanzlei festgelegt wird.
Ich könnte die Mandanten im Rahmen einer BAFA-geförderten Beratung dabei unterstütze, diese Voraussetzungen zu schaffen. Diese Unterstützung würde über einen Zeitraum vom max. 6 Monate funktionieren und könnte über die BAFA-Förderung mit 50 – 80 % bezuschusst werden.
So sieht mein Konzept im Groben aus:


Love it, leave it or change it!
Die letzte Woche im Februar hat mir noch mal deutlich aufgezeigt, wie wichtig eine klare und eindeutige Positionierung ist. Warum? Das kann ich Dir anhand eines Beispiels verdeutlichen:
Die Situation:
Das Unternehmen hat ein Standbein, das von einem hochspezialisierten Mitarbeiter besetzt ist. Dieser Mitarbeiter tut sich jedoch sehr schwer mit Veränderungen, hat einen sehr hohen Perfektionsanspruch, der ein Stück weit schon an Pedanterie grenzt. Diese Haltung steht im krassen Gegensatz zu den erforderlichen betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen – schließlich muss der Return on Invest stimmen, damit alle gut leben können – auch der Mitarbeiter, denn sein Gehalt hängt davon ab.
Dieses Spannungsfeld zwischen Perfektionsanspruch und betriebswirtschaftlicher Realität stellt die Chefin vor eine klare Entscheidung: Akzeptiert sie die Situation, verändert sie etwas oder zieht sie Konsequenzen? Genau das sind die drei grundsätzlichen Optionen, die sich in solchen Fällen immer wieder stellen – love it, leave it or change it.
Schauen wir uns an, was das in diesem konkreten Fall bedeuten könnte:
Love it (Akzeptieren, wie es ist)
- Diese Option wäre nur sinnvoll, wenn das Unternehmen den Perfektionsanspruch finanziell tragen kann – was hier offensichtlich nicht der Fall ist.
- Vielleicht gibt es Kunden, die genau diese Perfektion schätzen und bereit sind, mehr dafür zu zahlen? Wenn ja, könnte eine Premium-Strategie helfen.
- Falls nicht, ist „Love it“ hier vermutlich keine tragfähige Lösung.
Leave it (Sich trennen – von der Situation oder der Person)
- Falls keine Veränderung möglich ist, könnte eine Trennung die logische Konsequenz sein.
- Alternativ: Das hoch spezialisierte Standbein wird hinterfragt – ist es noch rentabel oder sollte das Unternehmen sich strategisch anders aufstellen?
Change it (Verändern – den Mitarbeiter oder die Rahmenbedingungen)
Hier gibt es mehrere Möglichkeiten:
- Erwartungsmanagement: Klare Kommunikation, dass Perfektion nicht das oberste Ziel sein kann, sondern Wirtschaftlichkeit und Effizienz.
- Prozessanpassung: Definieren, wo Perfektion wichtig ist und wo ein „gut genug“ ausreicht.
- Coaching oder Mentoring: Unterstützung für den Mitarbeiter, um ihn für Veränderungen zu öffnen.
- Strukturierte KPIs: Ihm helfen, wirtschaftliche Faktoren zu verstehen und seinen Perfektionsanspruch mit den Unternehmenszielen in Einklang zu bringen.
Fazit:
„Love it“ scheint unrealistisch, „Leave it“ wäre eine harte, aber mögliche Option. „Change it“ bietet die meisten Chancen – erfordert aber eine klare Strategie.
Ich bin gespannt, wie sich die Situation weiterentwickeln wird, denn in Kürze steht ein Gespräch mit dem betroffenen Mitarbeiter an, das ich moderieren soll.
Stundenkalkulation - Dein Schlüssel zu fairen und realistischen Preisen
Einer der häufigsten Fehler, den ich bei Selbstständigen sehe: Ihre Preise basieren auf Bauchgefühl statt auf einer soliden Kalkulation. Das kann schnell dazu führen, dass sie sich selbst unter Wert verkaufen – und am Ende trotz voller Auftragsbücher kaum Gewinn machen.
In meinem aktuellen Blog-Beitrag erkläre ich, welche Faktoren in eine realistische Stundenkalkulation einfließen müssen und warum es so wichtig ist, den eigenen Stundensatz nicht nur anhand der Marktpreise, sondern auch der eigenen Kosten und Ziele zu berechnen.
Diese Schritte sind dabei entscheidend:
- Fixkosten berechnen – Was kostet dein Business monatlich?
- Produktive Stunden ermitteln – Wie viele Stunden kannst du realistisch abrechnen?
- Gewünschtes Einkommen festlegen – Was willst du verdienen?
- Puffer & Rücklagen einplanen – Steuer, Versicherung, Ausfälle etc.
- Den individuellen Stundensatz berechnen – Basierend auf den Zahlen, nicht auf dem Marktgefühl!
Damit Du direkt loslegen kannst, stelle ich Dir eine kostenlose Excel-Vorlage zur Verfügung! Den Download findest Du im Blog.
Hier geht es zum Beitrag: Was beinhaltet eine vollständige und effektive Stundenkalkulation?
Realistische Preise - bist Du es Dir selbst wert?
Wenn Du meinen Blog kennst, weißt Du, dass das Thema Selbstwert mich immer wieder beschäftigt. Denn Deine Haltung zu Dir selbst entscheidet maßgeblich darüber, ob Du selbstbewusst zu Deinen Preisen stehst – und ob Deine Kundschaft Deinen Wert erkennt. Schließlich hängt Deine Existenz (und vielleicht auch die Deines Teams) davon ab.
Wenn Du selbst nicht an Deinen Wert glaubst – warum sollte es Deine Kundschaft tun?
Ich erlebe es immer wieder: Selbstständige trauen sich nicht, angemessene Preise zu verlangen, obwohl diese am Markt völlig üblich wären. Oder sie nennen ihre Preise so unsicher, dass niemand ernsthaft glaubt, dass sie diesen Wert wirklich vertreten.
Doch hier geht es nicht um Dein Unternehmen, Dein Angebot oder Deine bisherigen Erfolge – sondern allein um Dich und Dein Selbstbild. Wie sehr glaubst Du wirklich an Deine Leistung?
Das Problem: Jedes Mal, wenn Du einen Preis verteidigen musst, an dem Du selbst zweifelst, untergräbt das Dein Selbstwertgefühl. Je häufiger Du „zu teuer“ hörst, desto mehr fühlst Du Dich bestätigt – und umso eher bist Du bereit, den Preis weiter zu senken. Ein Teufelskreis.
Viele Selbstständige kämpfen mit limitierenden Glaubenssätzen, die sie davon abhalten, ihre Preise selbstbewusst zu vertreten. Sie fürchten, Kund:innen zu verlieren, als „zu teuer“ abgestempelt zu werden oder nicht genug Aufträge zu bekommen. Doch in Wahrheit ist nicht der Preis das Problem – sondern die Art und Weise, wie Du ihn kommunizierst und welchen Wert Du ihm selbst beimisst.
Der Schlüssel liegt in Deiner Einstellung und Strategie:
✔ Wenn Du selbstbewusst hinter Deinem Preis stehst, werden es Deine Kund:innen auch tun.
✔ Wenn Du Deine Positionierung klar definierst, ziehst Du die richtige Kundschaft an – die Werte statt Schnäppchen sucht.
✔ Wenn Du nicht nur Deinen Preis, sondern auch Deinen Mehrwert vermittelst, wird Dein Angebot unwiderstehlich.
Mehr dazu in meinem Blog: Teure Preise kannst Du Dir nicht leisten? Warum Deine Kundschaft trotzdem zahlt!
Darüber habe ich im Februar gebloggt

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