Um als Beraterin und Coach für meine Kund:innen wirksame Arbeit zu leisten, ist es für mich selbstverständlich, dass ich bei ihnen vor Ort, im Café, im Institut, in der Werkstatt, im Büro, im Laden oder wo auch immer, tätig bin. Das ist meine feste Überzeugung!
Aus den Gesprächen mit meinen Kund:innen weiß ich, dass „kleine“ Selbstständige sich oftmals mit ihren Bedürfnissen, Nöten und Sorgen alleingelassen fühlen. Viele haben schlechte Erfahrungen gemacht und haben den Eindruck, sie würden von ihren Berater:innen (Steuerberater:innen, Unternehmensberater:innen) nicht ernst genommen. Diese treten so auf, als würden sie alles besser wissen und zeigen nur wenig Respekt vor dem Mut, dem Fachwissen und dem Können ihrer Kund:innen. Oftmals wird die Beratung dann auf Zahlen, Daten und Fakten reduziert, statt auf persönliche Befindlichkeiten, Ängste, Unsicherheit oder „den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen“ einzugehen. Das ist aus meiner Sicht absolut nicht das, was (Solo)-Selbstständige brauchen, um sich weiterentwickeln zu können. Was sie in ihrer Situation brauchen, ist ein Austausch auf Augenhöhe! Und genau die stelle ich mit meiner Vor-Ort-Beratung bei den Kund:innen her.
Was hat mich in meiner Überzeugung bestärkt?
Ich weiß, dass ich von einigen anderen Unternehmensberater:innen für diese Haltung belächelt werde und das habe ich auch live erlebt. Bis zum Ablauf im Jahr 2022 war ich als Prozessberaterin für das Programm unternehmensWert:Mensch autorisiert. Im Rahmen der Autorisierung war es erforderlich, dass die Berater:innen sich einmal jährlich zu einem moderierten Erfahrungsaustausch bei einer der Erstberatungsstellen trafen. Bei einem dieser Treffen wurde ich gebeten, einen kurzen Einblick über meine Arbeitsweise zu geben. Zu dieser Zeit unterstützte und beriet ich ein Café und so berichtete ich, dass ich einen Tag als „Mitarbeiterin“ im Service mitgearbeitet habe, um mir einen genauen Überblick über die Abläufe, die Kommunikationskultur und die Gegebenheiten für die Mitarbeitenden zu machen. Einige der anwesenden (männlichen!) Kollegen schüttelten nur die Köpfe und fragten mich, was dieser Unsinn soll. Es wäre völlig ausreichend, sich mit der Chefetage zu unterhalten und die Beratung auf Basis von Daten und Fakten durchzuführen.
Ich war zunächst mehr als überrascht und auch ein Stück verunsichert, bis ein Kollege aufstand. Er leitete eine große Beratungsfirma, die sich auf die Baubranche spezialisiert hat. Der Kollege hat mir in vollem Umfang den Rücken gestärkt. Für ihn und sein Team sei es selbstverständlich, dass man auch mal in Arbeitshose, Sicherheitsschuhe und Bauhelm auf den Baustellen unterwegs sei und mitarbeite, um einen Einblick in die tatsächlichen Abläufe und Rahmenbedingungen zu erhalten.
Spätestens seit diesem Tag fühle ich mich in meiner Haltung bestätigt und die Vor-Ort-Beratung ist für mich unabdingbar! Wer lieber aus der Ferne und vom Schreibtisch aus beraten werden möchte, ist bei mir falsch!
Vor-Ort-Beratung gibt mir ein tieferes Verständnis für das Unternehmen
Durch das persönliche Eintauchen in die Arbeitsabläufe und Kultur des Unternehmens gewinne ich ein viel tieferes Verständnis für die Bedürfnisse, Herausforderungen und Potenziale, die es bei meinen Kund:innen gibt. Dies ermöglicht es mir, maßgeschneiderte Lösungen anzubieten, die genau auf die spezifischen Anforderungen des jeweiligen Unternehmens zugeschnitten sind.
Würde ich nur aus der Ferne und hinter meinem Schreibtisch sitzend arbeiten und nicht die Notwendigkeit sehen, mir die Arbeitsabläufe vor Ort anzuschauen, wäre es aus meiner Sicht nicht möglich, passende Zukunftsstrategien entwickeln und umsetzen zu können. Nicht nur, weil mir der tiefe Einblick fehlen würde, sondern auch weil die nötige Identifikation auf der Strecke bleibt. Ich möchte rein spüren, erleben, sehen und hören, was im Unternehmen abläuft, wie es dem Team damit geht. Für mich ist dabei besonders wertvoll zu erfahren, welche Änderungswünsche und Anregungen die Mitarbeitenden haben. Was würden sie ändern, wenn es ihr Unternehmen wäre? In dieser Frage steckt so unglaublich viel Potenzial, das kann und will ich als Beraterin nicht einfach ungenutzt liegen lassen. Die mit mir entwickelten Strategien und Maßnahmen sollen schließlich von den Mitarbeitenden umgesetzt werden – und die wollen und sollen teilhaben.
Vor-Ort-Beratung dient dem Aufbau von Vertrauen und Beziehung
Indem ich vor Ort bin und Zeit mit dem Team verbringe, baue ich eine stärkere Vertrauensbasis auf. Die Mitarbeitenden sehen, dass ich mich wirklich für ihr Unternehmen, für ihre Arbeit, ihre Themen, Probleme und Wünsche interessiere und bereit bin, mich persönlich einzubringen. Das führt letztlich zu einer tieferen Beziehung zwischen mir und dem Unternehmen.
Vor-Ort-Beratung hilft, Probleme schneller zu lösen
Durch das direkte Erleben der Abläufe kann ich Probleme und Engpässe viel schneller identifizieren und entsprechende Lösungen vorschlagen. Ich erlebe selbst, wo es hakt, wo Prozesse sich so verselbständigt haben, dass sie keinen Sinn mehr machen. Mir fällt es viel leichter, konkrete Fragen zu stellen, die dazu führen, dass sich das gesamte Team Gedanken machen muss, denn die Antwort: „Weil wir das schon immer so gemacht haben“, akzeptiere ich nicht. Ich möchte es genau wissen, warum, wieso, weshalb etwas ist, wie es ist, und was damit konkret erreicht werden soll.
Dies beschleunigt unter Umständen auch mal den Beratungsprozess und ermöglicht es dem Unternehmen, rascher positive Veränderungen umzusetzen.
Vor-Ort-Beratung verbessert die Beratungsqualität
Indem ich vor Ort bin und die täglichen Herausforderungen des Unternehmens erlebe, kann ich realistischere und praktikablere Ratschläge durch mein eigenes Erlebnis geben. Ich verstehe die Zusammenhänge besser und erfahren mehr über die Zielsetzung, die mit einer bestimmten Vorgehensweise erreicht werden soll. Meine Empfehlungen basieren also nicht auf rein theoretischen Annahmen, sondern sind durch praktische Erfahrungen gestützt.
Natürlich soll ich als Beraterin sowohl kreativ als auch innovativ denken und handeln. Gleichzeitig gilt es aber auch, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben und meinen Kund:innen eine gewisse Bodenständigkeit zu vermitteln – wenn sie das wünschen und zulassen. Mein Pragmatismus lässt in jedem Fall nichts anderes zu 🙂
Ich halte wenig von großen Träumen und außergewöhnlichen Luftschlössern, wenn diese nicht zu verwirklichen sind. Das soll nicht heißen, dass ich meine Kund:innen ausbremse, wenn es darum geht, Mut zu haben oder groß zu denken. Mir geht es darum, zukunftsträchtige Ideen mit Machbarkeit in Einklang zu bringen. Und zwar von Anfang an. Dafür ist es m.E. erforderlich, die Unternehmensvision und die Unternehmenskultur sowie alle Ressourcen im Blick (Finanzen, Personal etc.) zu haben.
Vor-Ort-Beratung steigert die Kundenzufriedenheit und sorgt für Wirksamkeit
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Selbstständige Berater:innen schätzen, die sich wirklich engagieren und nicht nur aus der Ferne Ratschläge geben. Durch meine persönliche Präsenz und mein Engagement steigere ich so die Zufriedenheit meiner Kundinnen und Kunden und stärke langfristig meine Reputation als kompetente und vertrauenswürdige Beraterin.
Dabei ist es für mich unabdingbar, dass die Chemie zwischen mir und meinen Kund:innen stimmen muss! Für eine wirksame Zusammenarbeit muss Sympathie herrschen. Vielleicht ist nicht jeder in meiner Branche derselben Ansicht. „Wir wollen hier arbeiten und nicht kuscheln“ höre ich oft. Doch aus meiner Erfahrung weiß ich, dass ich als Beraterin auch manchmal unangenehme Dinge sagen und vorschlagen muss.
Würden wir uns schon menschlich nicht mögen, dann würden meine Empfehlungen und Vorschläge eher auf taube Ohren treffen und damit unwirksam sein. Das ist für mich Geld zum Fenster herausgeworfen!
Es braucht ganz klar ein gut etabliertes Vertrauensverhältnis zwischen mir und meinen Kund:innen. Dazu lasse ich mich voll und ganz auf die Selbstständigen, deren Persönlichkeit und all ihre Eigenschaften ebenso ein wie auf ihre ganz individuellen Bedürfnisse, Sorgen und Nöte. Auch private Angelegenheiten kommen häufig auf den Tisch und wollen mit berücksichtigt werden.
Vor-Ort-Beratung zeigt meine Wertschätzung
Meine Bereitschaft, vor Ort zu arbeiten und Zeit in das Unternehmen zu investieren, zeigt den Mitarbeiter:innen und den Inhaber:innen, dass ich ihren Beitrag und ihre Anstrengungen wertschätze. Dies kann zu einer positiven Arbeitsatmosphäre beitragen und die Motivation des gesamten Teams steigern.
Jeder Beratungsauftrag ist eine neue Herausforderung. Es geht nämlich nicht um mich als Beraterin. Der Selbstständige, die Unternehmerin, ihre Unternehmen und ihre Teams stehen im Mittelpunkt und ich bin „nur“ die Dienstleisterin. Es geht dabei nicht um meine Sichtweise als Beraterin, sondern immer um die Sichtweise des oder der „Kund:innen“. Selbstbestimmtheit ist einer meiner wichtigsten Werte. Daher ist es für mich, als Beraterin und Coach, selbstverständlich, lediglich Empfehlungen, Impulse und Anregungen zu geben. Ich ermutige meine Kunden und Kundinnen, die volle Verantwortung für ihr berufliches und persönliches Wachstum zu übernehmen. D.h., die unternehmerische Entscheidung trifft ganz alleine mein Kunde oder meine Kundin. Ich glaube an die Stärke der Selbstführung und Selbstmotivation. Und wie eingangs beschrieben: Ich bevorzuge den Austausch auf Augenhöhe!
Liebe Heike,
danke für deine klare Positionierung, die mich in jedem Absatz deines Beitrags mitnimmt.
Nur von Mensch zu Mensch können wirksam und nachhaltige Beziehungen aufgebaut werden und zu nötigen Änderungen reifen.
Miteinander abwägen ist effektiver als theoretische Ansätze der Praxis überzustülpen.
Bleib bei deiner Überzeugung des 1:1 vor Ort!
Viele Grüße,
Gabi