Der Dezember hat mir sehr deutlich vor Augen geführt, warum ich niemals freiwillig in eine Achterbahn steigen würde. Ich brauche diesen Nervenkitzel nicht! Aufgrund meiner versteiften Wirbelsäule und der G-Kräfte, die bei einer solchen Fahrt entstehen und auf die Wirbelsäule einwirken, habe ich, auch medizinisch gesehen, gute Argumente: Und ich finde es zudem nicht witzig, wenn mir hinterher übel oder schwindlig ist.
Einer Achterbahn-Fahrt des Lebens, wie ich sie im Dezember erlebt habe und immer noch erlebe, kann ich mich nicht so einfach entziehen. Hier konnte ich mich weder freiwillig entscheiden, einzusteigen, noch konnte und kann ich die Fahrt aufhalten, unterbrechen oder gar aussteigen.
Eigentlich versuche ich mich in meinen Monatsrückblicken auf meine Business-Themen zu fokussieren. Dies wird mir mit diesem Rückblick wohl nicht so ganz gelingen, sodass dies mein bisher wohl persönlichster Monatsrückblick wird. Aber der Reihe nach:
1. Adventswoche: Lichterglanz und Weihnachtsstimmung
Gemeinsam mit meiner Kollegin und Freundin, Miriam Hohenfeldt, habe ich den Beginn des Advents in Winningen erlebt. Winningen liegt an der Terrassenmosel und bezeichnet sich selbst als einen der schönsten Weinorte in Deutschland. Am 1. Adventswochenende lässt die Weihnachtsbeleuchtung mit mehr als 600 Lichterketten und unzähligen Rebenkugeln den Ort in warmem Lichterglanz erstrahlen und taucht die historische Kulisse der hübschen Fachwerkhäuser in ein magisches Licht.
2. Adventswoche:
Die 2. Adventswoche startete richtig weihnachtlich. Wir trafen uns mit Freunden zu einer Wanderung im Westerwald: Kaum 20 Kilometer von zu Hause befanden wir uns plötzlich im „Winterwonderland“ und genossen bei feinstem Winterwetter eine wundervolle Schneewanderung zur Köppelhütte.
Die Köppelhütte befindet sich auf der Montabäurer Höhe (größtes geschlossenes Waldgebiet im südlichen Westerwald) und liegt zwischen Montabaur und dem Kannenbäckerland (Höhr-Grenzhausen, Ransbach-Baumbach und Wirges). Der Köppel ist mit seinen 540 m ü. NN die zweithöchste Erhebung der Montabäurer Höhe.
Auf dem Gipfel des Köppels steht die Aussichtsplattform mit einer Höhe von 37,48 m, die von 1964 bis 1966 aus Stahlbeton erbaut wurde. Bei klarem Wetter bietet sich ein traumhaftes Panorama und man genießt die Aussicht über den Westerwald, das Siebengebirge, den Taunus und bis in den Hunsrück hinein. Das Mittelrheintal und die dahinter liegende Vulkanlandschaft in der Eifel liegen einem ebenfalls zu Füßen. Dabei kann einem der frische Wind um die Nase wehen, der in einem bekannten Westerwälder Lied besungen wird „Im Westerwald, da pfeift der Wind so kalt…“.
Ein weiterer Höhepunkt in dieser 2. Adventswoche war der Besuch des Christmas Garden auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz. Wir waren bereits 2021 dort und staunten, dass die Wegführung geändert war und es viele neue Illuminationen zu bewundern gab. Das Versprechen der Veranstalter: „Der diesjährige Christmas Garden Koblenz wird mit neuen funkelnden Lichtinstallationen und beliebten Favoriten magischer denn je!“
Ganz ehrlich: Mir hat der Christmas Garden 2021 deutlich besser gefallen. Vielleicht weil ich das erste Mal ein solches Event erlebt habe, vielleicht weil es Lichtinstallationen gab, die irgendwie mehr Bewegung symbolisierten.
Am 07. Dezember startete dann meine persönliche Achterbahn-Fahrt mit einem Anruf. Ich erhielt die Einladung eines langjährigen Freundes und Kollegen zu seiner „Abschied vom Leben-Party“ und war zunächst sehr geschockt. Ich wusste, dass er krank war, aber auf Nachfragen zu seinem Gesundheitszustand kamen immer nur sehr ausweichende Antworten. Mein Mann und ich „feierten“ mit ihm und rund 40-50 weiteren Menschen seinen Abschied. Ein für mich sehr surreales Erlebnis. Einerseits gab es gute Laune und eine gewisse Leichtigkeit, andererseits lag eine merkwürdige Stimmung über dieser Party. Unser Freund lebt noch und freut sich, dass die Prognosen bisher nicht eingetroffen sind. So konnte ich ihn in der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr noch ein weiteres Mal besuchen und in Ruhe Zeit mit ihm verbringen.
3. Adventswoche: "Business as usual" und weiter geht die wilde Fahrt
Meine Woche vor dem 3. Advent war mit vielen Business-Terminen gespickt. Ich verbrachte 1,5 Tage im Gartencenter Mencke. Wie üblich stand dort im Dezember der Visionstag „Zahlen“ an und wir ließen die Köpfe rauchen:
- Wie hat sich das Jahr 2023 entwickelt?
- Wurden die angestrebten Ziele erreicht und die geplanten Maßnahmen durchgeführt?
- Wo / in welchen Abteilungen gab es Abweichungen und warum?
- Welche Erkenntnisse ergeben sich daraus für die Planung 2024?
Auch die Nachwuchs-Gruppe der „Jungen Wilden“ setzte sich in einem Einführungs-Workshop mit den wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen auseinander. In diesem Workshop ging es auch um solche Fragen wie: Wofür verwendet das Unternehmen Überschüsse? Welche Handlungsmöglichkeiten im Hinblick auf Umsatzsteigerung, Rohertragssteigerung und Mitarbeitereinsatz haben die Mitarbeitenden und Führungskräfte?
Am Ende der Woche führte mich mein Weg an den Starnberger See. Ich werde zukünftig für den Bildungsträger, für den ich bis Mai als Seminarleiterin tätig war, Einsteiger-Workshops für neue Seminarleitungen geben. Ich freue mich, dass wir unsere Zusammenarbeit wieder aufleben lassen und ich ab 2024 in einer anderen Rolle zurückkehren werde.
Ja und dann… Nachdem dieses Meeting beendet war, erreichte meine Achterbahnfahrt einen erneuten „Absturz“, denn ich erhielt einen Anruf meines Bruders, dass mein Vater mit dem Notarzt ins Krankenhaus eingeliefert worden sei. Anschließend saß ich fünf Stunden im Zug und meine Gefühle fuhren ebenfalls Achterbahn. Am Ende des Tages war dann klar, dass mein Vater einen Schlaganfall erlitten hat und nun zur weiteren Behandlung in eine Spezialklinik überführt wurde.
4. Adventwoche: Familiäre Prioritäten haben Vorrang
Gefühlt nahm und nimmt die Achterbahn-Fahrt kein Ende, es geht auf und ab. Kein Tag ist wie der vorhergehende, und bei jedem Besuch in der Klinik befindet sich mein Vater in einem anderen Zustand. Von nicht ansprechbar, über sehr klar und verstehend, was mit ihm passiert ist, bis völlig in einer anderen Zeit gefangen. Echt schwierig für meine ganze Familie, hieraus eine Prognose abzuleiten. Es sind jedoch alle Maßnahmen eingeleitet, um ihn in eine Spezialklinik zur Frührehabilitation zu überführen, und wir hoffen das Beste.
Liebe Heike,
ojee, ich fühle mit dir! Was der Dezember dir im Privaten zumutet, ist heftig und darum wünsche ich dir eine Schulter, die dir Halt gibt und dass du trotz der Sorgen das Lachen nicht verlierst.
Danke für die persönlichen Momente, die du teilst!
Die „Lebend-Abschiedsfeier“ finde ich übrigens eine klasse Idee, vor allem für denjenigen, dessen Leben bald zu Ende geht. So kann er all die guten Dinge, die seine Freunde und Lieben an ihm schätzen, selbst noch hören und entgegennehmen. Für die Bleibenden ist das natürlich eine enorme Herausforderung, doch das Gute darin ist von unschätzbarem Wert. Als Freie Rednerin, auch für Trauerfeiern, weiß ich, wovon ich spreche.
Herzliche Grüße,
Gabi